Kirchweih

Am umfangreichsten, aber örtlich verschieden, ist das Brauchtum bei der "Kerwe". Wie in anderen Orten, so lag auch hier das Kerwebrauchtum in den Händen der sogenannten Ziehungsburschen. Von ihnen wurde die Kerwe zunächst abgeholt. Zwei Burschen gingen dem Umzug voraus und gruben an der "Tränk" eine Flasche, einen grünen Kranz und einen Kuchen ein. Hinter ihnen kamen zu Fuß oder auf einem mit Tannengrün geschmückten Wagen die anderen "Ziehungsburschen", mitten unter ihnen der "Kerwepfarrer". Sie gruben die Kerwe aus und brachten sie mit Musik zum Tanzlokal. Nach einem recht eigenartigen Zwiegespräch zwischen Ziehungsburschen und Kerwepfarrer wurde der Kranz und die Flasche vor dem Lokal aufgehängt. Der Kerwebursch hielt eine Ansprache und warf zum Schluß ein Glas in die Luft, dabei sprechend:

"Wenn das Glas nicht zerbricht, dann gibt's keine reine Jungfrau nicht und ich tanz über die ganze Kerwe nicht."

In ganz früher Zeit wurde dabei ein Stück Kleinvieh geschlachtet und unter den Ziehungsburschen verteilt. Diesem Tier durfte kein Bein gebrochen werden. Als Tänze gab's Schottisch, Galopp, Rheinländer und Walzer. Besonders beliebt bei den Alten, die sich rege am Kerwetanz beteiligten, waren die Sondertänze: "Siehste net, do kimmt er!" und "Hochzeit machen is so wunderschön!" War die Kerwe vorüber, die drei Tage lang dauerte, dann wurde sie begraben. Kerweburschen zogen mit Spaten, Besen und Laternen zum Heimatort hinaus an den Heddesheimer Weg, den Kühsand oder auch an den Marktplatz und begruben sie. Es wurde ein Loch gemacht und eine Strohpuppe, oft auch nur Scherben, unter lautem Gejohle eingegraben.